Mittwoch, 28. September 2011

Ach ja: Schön hier!

Türken haben offensichtlich ein ganz eigenes Verhältnis zu Hygiene und Sauberkeit. Mülltrennung is eh nich, die Plastiktüten ausm Supermarkt kannste auch überall fallen lassen, ohne böse Ble zu ernten und wenn dann der Metzger doch mal noch ein paar Knochenabfälle hat, dann kann er die getrost auch in die Mülltonne vorm Laden werfen. Die hat keinen Deckel und so haben die streunenden Katzen auch noch was davon. Herrlich!





Immer wieder mittwochs

Freunde der guten Unterhaltung, wenn man mal ganz ehrlich ist, ist es hier auch nicht anders als im Schwarzwald, in Stuttgart, Nürnberg, Cádiz oder den anderen Metropolen dieser Welt. Man schläft, man isst, man trifft (meistens nette) Leute, man geht einkaufen oder zur Uni, man fährt Bus oder macht auch mal nen Ausflug und am nächsten Tag geht alles wieder von vorne los. Das einzig Verrückte hier ist: Man weiß morgens nie, wer oder was so alles noch dazwischen kommen kann.

Seit letztem Mittwoch ist tatsächlich nichts Spektakuläres passiert, weder Erdbeben noch Terroranschläge verderben mir hier die Laune. Eigentlich weiß ich auch schon gar nicht mehr, wie ich meine Zeit zugebracht habe…Moment! Ja, Freitag gabs die erste Erasmusparty. Nun hab ich seit Spanien eigentlich genug von diesen Parties mitgemacht, aber irgendwo muss man hier ja auch mal anfangen Leute kennen zu lernen und die lokalen Gebräue zu testen. Die ESN, ein freiwilliger Zusammenschluss von Studenten der Marmara-Universität, hatte also geladen. Und zwar zur Bootstour aufm Bosporus – yeah! Um acht abends gings an Bord und ins Vergnügen, der Welcome-Drink sollte die Ungezwungenheit fördern. Allerdings könnte er auch für die Den-ganzen-Samstag-andauernden-Kopfschmerzen verantwortlich sein – woher genau der Fusel kam und ob die Eiswürfel aus Bosporus - – oder noch schlimmer: Leitungswasser – hergestellt wurden bleibt weiterhin unklar. Der guden Laune tat das aber Freitag Abend noch nichts ab. Bis eins also munter geschnackt, das hat dann aber auch gereicht mit der Schaukelei. Sooo gut verträgt sich das nämlich nicht unbedingt mit Alkohol. Sag ich.

Auf Grund von penetranten Kopfschmerzen war der Samstag dann auch eher ereignislos. Die Aspirin hab ich mir erst abends gegönnt, wer trinken kann kann schließlich auch leiden und eigentlich geht das ja auch wieder von alleine weg. Raus sind wir trotzdem tapfer, die Lisa und ich, und haben mal die neighbourhood erkundet, sind runter zum Meer (nur zwei Minuten J) und weiter zu den nächsten Döner-/Pide-/Lahmacunläden.

Das Wetter hier ist übrigens immernoch sommerlich, da geht schon noch Röckchen. Und weil wir Samstag ja schon gechillt haben, haben wir Sonntag noch einen draufgesetzt: Einen Ausflug auf die Prinzeninseln. Davon gibt’s neun, von denen vier mit Fähren angefahren werden. Je nach Ziel ist man in ner halben Stunde, Stunde da. Unabsichtlich hatten wir schon Sonntag vor einer Woche dort angelegt (wie gesagt, Fahrpläne sind nicht so einfach zu lesen und man kann nicht davon ausgehen, dass jeden Tag die gleichen Haltestellen angefahren werden) und weils da so schön war, wollten wir nochmal hin, auf eine der größeren. Großartiger Plan, wir haben viel vor und fahren daher mit der Fähre um 9.30Uhr. Die Erfahrung der Vorwoche verspricht, dass die noch nicht so überfüllt ist wie die folgenden. Naja, man kann sich hier nicht mal auf die Empirie verlassen. Als wir dann mit dicken Beinen eeeeendlich auf Heybeli ankommen sind wir etwas überrascht: So schön is es gar nich. Realtiv zerfallen und runtergekommen, noch mehr streunende Katzen und Hunde als auf dem Festland und überhaupt, gut riechen tuts auch nicht. Davon haben wir uns zunächst jedoch nicht abschrecken lassen, wir sind schließlich Entdecker. Doch nach einem ausgedehnten Spaziergang, bei dem uns ein herrenloser reudiger Hund freundlicherweise begleitet hat, mussten wir einsehen, dass man hier einfach nirgendwo den Bikini auspacken will. Schnellentschlossen fahren wir also nach Kinali zurück (die erste Insel, auf der wir auch die Woche zuvor waren) und verbringen dort den restlichen Nachmittag.

Seit dieser Woche is auch offiziell Uni, bisher war ich bei zwei Kursen. Fun fact: Obwohl die Kurse offiziell auf Englisch sind, übersetzen die Profs alles, was sie so von sich geben nochmal auf Türksich. Organisatorisches wird natürlich nur auf Türkisch besprochen und diskutiert natürlich auch. Naja, meine Kommilitonen sind sehr rücksichtsvoll und nett und übersetzen mir das Wichtigste. Ursprünglich wollte ich so um die fünf Kurse machen, das funktioniert aber leider nicht. Die Kurse im deutschen Masterprogramm werden dieses Semester leider überhaupt nicht angeboten (schön, dass man sowas auch mal wieder nur zufällig erfährt) und eine Abendvorlesung, die ich gerne besucht hätte, bleibt mir auch verwehrt, weil die Professorin klar und deutlich gesagt hat, dass das überhaupt gar nicht geht, weil eben die Diskussionen alle auf Türkisch sein werden und sie es den anderen Kommilitonen nicht zumuten will, das auf Englisch durchzuführen. Außerdem darf ich ja auch schon ausnahmsweise an dem anderen Kurs teilnehmen, den sie gibt. Damit solle ich mich doch bitte zufrieden geben. Ok.

Alles Chaos hier an der Uni also (was aber zum Teil auch an der Uni Nürnberg liegt – welche Fakultät ist schon so clever, ein Agreement mit einem Department hier zu schließen, das ausschließlich Kurse in Türkisch anbietet?). Nun gut, das führt zu weit. Im Großen und Ganzen ist alles paletti, das wollt ich nochmal gesagt haben. Außerdem hab ich heute meinen freien Tag genutzt, um meine Hausfrauenqualitäten unter Beweis zu stellen: Ich hab schon Wäsche gewaschen, gesaugt und gewischt, einen Apfelkuchen gebacken (und das ohne Handrührgerät), war einkaufen und möglicherweise back ich auch noch Brot. Alles wie zu Hause also.

Mittwoch, 21. September 2011

Die Dumme hen immer ‘s Glick

Die Weisheit nach neun Tagen Istanbul: Die Dumme hen immer ‘s Glick (badisch: Das Glück ist mit den Dummen). Es ist verrückt und unglaublich und eigentlich will es nicht in meinen deutschen Kopf, aber man kann sich hier darauf verlassen, dass alles klappt, auch wenn man erst mal keinen Plan hat.

Der erste Tag hier war zwar noch schwierig: Ohne Schlaf kam ich morgens um 7 hier an, den Bus in die Stadt, die erwartete Übernachtungsmöglichkeit stellt sich jedoch als untauglich heraus (eher eine staubige Baustelle denn gemütliche Unterkunft). Leider kennen die mitgebrachten Reiseführer keine Hostels in Kadıköy, daher sind wir (Lisa, auch von der Uni in Nürnberg und mittlerweile meine Mitbewohnerin) übergesetzt nach Europa und mitsamt Gepäck über die Hügel und vollgestopften Einkaufsstraßen Istanbuls gewandelt, auf der Suche nach nem Dach überm Kopf. Gar nich so einfach zur High Season. Aber das vierte hatte dann endlich noch annehmbare Schlafplätze zu bieten, juhu! Im International Hostel blieben wir auch zwei Tage, von da aus um Wohnung und Uni kümmern. Als jedohc klar wird, dass beides eher schleppende Prozesse sind und wir erstmal gar nichts tun können, entschließen wir uns spontan für ein paar Tage Urlaub. Man gönnt sich ja sonst nichts. Also packen wir Donnerstag unsere Sachen, geben Sie vertrauensvoll in die Hände von Ibo (auch von der Uni Nürnberg) und seinem Cousin und fahren ins Ungewisse. Dass wir den richtigen Bus und Abfahrtsort finden so ganz ohne Türkischkenntnisse grenzt schon an ein Wunder (oder eben an besagtes Glück). By the way sprechen Türken auch gar nich mal so viel Englisch…nach diversen Feldstudien sind wir zum Schluss gekommen, dass Deutsch sogar nützlicher ist. Es geht also mit dem Bus nach Şile, einem Küstenort am Schwarzen Meer, empfohlen von Ibo und Reiseführer. Im Gepäck: Grenzenloser Optimismus und Naivität, denn selbstverständlich haben wir zur High Season kein Hotel im Voraus gebucht, Hostels gibt’s im beschaulichen Örtchen wohl gar nicht erst. Als wir am otogar aussteigen schauen wir uns daher erstmal nach dem letzten Bus zurück in die Büyükşehir um – wobei Fahrpläne gar nicht mal so einfach zu lesen sind. Unsere Planlosigkeit fällt auch einem wartenden türksich anmutendem Herrn auf, der uns prompt auf Deutsch seine Hilfe anbietet. Während er noch am Schalter die Info erfragt, plaudern wir shcon mit einem deutschen Ehepaar, das auf der Heimreise ist und uns ihr Hotel empfiehlt. Ehe wir uns versehen wird auch schon die Taxifahrt klargemacht (der Tasifahrer spricht deutsch, er war lange Zeit in München) und keine zehn Minuten nach Ankunft sind wir auch schon im Hotel. Gutes Ding! Für einen fairen Preis beziehn wir unseren Bungalow und chillen zwei Tage an Meer und Pool, genießen türkisches Essen, trinken çay und batteln uns im Backgammon („tavla“). Wir stehen zu unserem Rentneralltag. Meine Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 50 (es gab nichts anderes) hätte ich allerdings sorgfältiger einmassieren sollen.. Samstag dann zurück nach Istanbul (auf das i gehört eigentlich ein I-Punkt. Ja, auch bei Großschreibung!), Sonntag können wir schon die Wohnung beziehen. Wie wir an die gekommen sind is ne laaaange Geschichte voll von Lisa-kennt-wen-dessen-Cousin-und-so-weiter und türkischer Nettigkeit, die nicht zu überbieten ist. Wirklich, die Türken sind ein feines Volk, zumindest bei allem, was wir bisher hier erlebt haben. Und da sind wir nun, mitten in Moda, Kadıköy, Istanbul, Türkiye und warten auf alles weitere. Schüss, bis demnächst!


(Moda is einer der modersten Stadtteile, Kopftuch is selten, alle sehn aus wie zu Hause. Nur mit Schnurrbart.)

Eine Straße, viele Bäume

Hier war ich gestern! Wie der Spiegel recherchiert weiß ich nicht, aber 41 000 Besucher dürfte leicht unterschätzt sein, das Stadion fasst etwa 55 000 und war fast voll besetzt. Fun fact: Türkische Mütter tragen vorzugsweise Trikot, dazu Mantel und Kopftuch, um das nicht selten noch Seidenbänder in den Vereinsfarben gewickelt sind. Das mit den Tickets ist auch etwas anders gelaufen: Elvan und Lisa (beide auch von der Uni Nürnberg) haben mittags am Stadion Tickets geholt, inmitten hysterischer Frauen, die nur drängeln und drücken. Die Karten mussten zeitweise nachgedruckt werden, insgesamt vier Stunden in sengender Sonne. (Zur Belohung hat Lisa abends simit und Baklava bekommen :-)) War aber unnätig, da abends dann doch ALLE ins Stadion gelassen wurden, ob Karten oder nicht. Witzig.

Mittwoch, 14. September 2011

Mein erstes Kopftuch

Merhaba und hoş geldin (Hallo und Willkommen!)! Und nein, ich trage meine Locken immernoch ungeschützt vor touri-haschenden Blicken offen und wehend, das Kopftuch is (noch ;-)) nicht in meinem Kleiderschrank willkommen. Den Kleiderschrank gibts ja auch gar nicht, wir sind momentan noch im Hostel. Hübsch, direkt an der Istiklal in Beyoğlu, Rambazamba und Remmidemmi, dazu Muezzin und Huperei, alles ganz normal hier also. In zwei Tagen hab ich shcon viel gelernt und mich vor allem der Kultur gewidmet (Essen, trinken, Backgammon, Wasserpfeife). An der Uni war ich selbstverständlich auch schon, das war allerdings noch nicht so ergiebig. So richtig fängt sie erst nächste (Einführung und Kurswahl) bzw. übernächste Woche (Vorlesung) an, daher mach ich dann vorher erstmal noch Urlaub, Istanbul ist schließlich anstrengend genug ;-) Wohin es geht, wird jetzt geplant. Gediegen im Hostel bei einem warmen Efes, nebenan schauen die Türken türkische Seifenopern, ein Franzose skypt und der schüchterne Ankömmling von heute morgen verschwindet hinter seinem Laptopbildschirm.

Spannende Geschichten und Abenteuer (Bus fahren!) gibts, sobald hier ein wenig Routine und "Ruhe" einkehrt.

Hoşça kal! ("Machs gut!" - und verlasst euch nicht darauf, dass mein türkisch korrekt ist - Türkçem çok kötü - mein türkisch ist sehr schlecht!)